Bushings sind entscheidend für das Fahrverhalten von Longboards, Skateboards und Surfskates. Die Wahl des passenden Setups richtet sich nach mehren Faktoren. Hier ein kleiner Überblick, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Im Laufe des Textes mein “BS” boardside, und “RS” roadside, also oben und unten.
1. Fahrergewicht: Die meisten standardmäßig verbauten Bushings haben 89-92A, was einer mittleren Härte entspricht. und sich an den “Durchschnittsskater” richtet. Bist Du schwerer oder leichter als die “Norm” solltest Du die Bushings der Achsen entsprechend tauschen. Sind die Gummies zu hart für Dein Körpergewicht, fällt das Lenken schwer und das Board fühlt sich träge an. Sind die Bushings zu weich, droht der Wheelbite (Rolle stößt beim Lenken an´s Deck=AUA!!) oder das Board fühlt sich instabil an. Außerdem wird der Kingpin dder Achse manchmal zu stark belastet, weil die Bushings die Achse zu wenik beim Lenken abfedern. Dies kann sich in verkürzter Lebensdauer dieser wichtigen Schraube zeigen.
2. Gewünschtes Lenkverhalten: Bushings sind in unterschiedlichen Härtegraden erhältlich von ca. 62,5 A (butterweich) bis ca. 97A (sehr hart). Die Einheit ist Shore.Standardbushings haben meist zw. 89A und 92A (s.o.). Der Downhillfahrer verbaut eher harte Gummies, um seinem Board die nötige Stabilität bei hoher Geschwindigkeit zu verleihen. In Pump-Achsen (Slalom, LDP) befinden sich oft sehr weiche Bushings. Bei direktionalen Boards, z.B. beim Downhill, Surfskate oder LD-Pumping sind asymetrische Setups meist eine gute Wahl: Hinten fährt man härtere Bushings, die dem Board Stabilität verleihen, vorne weiche, die für agiles Lenkverhalten sorgen. Darum verkaufen wir die meisten Bushings einzeln.
2.1 Andere Faktoren: Der Bushingssitz (Bushingseat) im Achshanger und die verwendeten Washer haben ebenfalls Einfluss auf das Verhalten der Bushings. Auch die Breite der Achse und des Decks wirken sich, aufgrund der unterschiedlichen Hebelwirkung, auf das perfekte Bushing-Setup aus. Das bedeutet (leider) auch dass ein Werte nicht 1:1 auf ein anderes Board übertragen werden können.
3. Form und Größe:
Nicht jedes Bushing passt in jede Achse. Ganz wichtig: Beim Wechsel des boardseitigen Bushings muss die Höhe verwendet werden, wie vom Achshersteller vorgesehen. Sonst ändert sich die Achsgeometrie und die Achse lenkt sich anders und/oder der Pivotcup wird zermahlen. Manche Hersteller verwenden Bushings in Sondergrößen. Möchte man diese ersetzen und Z.B. auf Riptides zurückgreifen, kann man boardseitig z.B mit einem Flatwasher unterfüttern, damit die Höhe wieder passt. Straßenseitig sollte man darauf achten, dass die Kingpinmutter so weit auf den Kingpin passt, dass oben noch ein kleines Stück herausschaut. Das ist wichtig, weil sich die Mutter sonst lösen kann!! Street Achsen (TKP) haben in der Regel deutlich kürzere Lenkgummies als Longboardachsen. Streettrucks sind flacher und haben kürzere Kingpins, um das Grinden zu vereinfachen. Darum müssen auch kürzere Gummies verbaut werden.
An Surfskates werden oft Streetachsen verwendet. Surfachsen wie die Carver CX und deren Clone verwenden hohe Bushings, um stark einlenken zu können.
Longboard-Trucks, also Reverse Kingpin-Trucks (RKP) kommen mit hohen Lenkgummies. Die Boards mit ihrer oft langen Wheelbase (Achsabstand) erfordern ein stärkeres Einlenken der Achsen. Das wird über eine andere Achsgeometrie und höhere Bushings errreicht, die sich stärker verformen können.
Manche Achsen, z.B. Bennett, verwenden sog. “Tall-Bushings”, um noch stärker einlenken zu können.
Achtung: Besonders bei Surfskates werden ab und zu Sondermaße verwendet. Daher am besten vorher nachmessen. Alte Lenkgummies sind natürlich oft auch schon etwas komprimiert, das sollte man berücksichtigen. Gibt es keine 100% passenden Bushings, einfach etwas kürzere verwenden und bordseitig mit Flatwasher(n) unterfüttern.
Bushing-Shapes: Bushings gibt es in diversen Formen, sogar eckige. Was hat es damit auf sich?
1. Cone (Hütchen): Lenkt progressiv, anfangs weich mit zunehmend stärkerem Widerstand
2. Barrel: Eher lineares Einlenken
3. Fat Cone: Mischung aus Barrel und Cone mit stärkerem Rebound
4. Chubby/Elim und Co.: Wie ein restriktives Barrel. Man benutzt es für maximale Stabilität und/oder um die Achse an starkem Einlenken zu hindern
5. Talls: Viele Bushings gibt es auch in hohen Versionen (19mm). Manche Achsen verwenden diese, um noch stärker einlenken zu könnenm z.B Bennett, Don´t Trip usw.
Bushings bestehen aus (Poly-) Urethan und es gibt sie in verschiedenen Formeln mit mehr oder weniger Rebound. Rebound ist die Rückstellkraft der Lenkgummies. Hoher Rebound bedeutet lebendiges Fahrverhalten. Besonders beim Pumpen sehr angenehm, weil die Achse schnell wieder in die Neutralstellung zuückkehrt. Im Downhill werden aber auch gerne Bushings mit weniger Rebound benutzt, die im Kurven nicht so stark korrigiert werden müssen. Riptide z.B. bieten drei Formeln an: WFB mit weniger Rebound, APS mit mittel bis stark und KRANK mit der höchsten Rückstellkraft. Oft findet sich ein Zusatz in der Bezeichnung wie HR (High Rebound) oder SHR (Super High Rebound)
Washer: Als „Washer“ bezeichnet an die Unterlegscheiben, die sich zwischen Baseplate und BS-Bushing bzw. Mutter und RS-Bushing befinden.
Cupwasher: Scheibe mit aufgebogenem Rand. Die Rand umschließt das Bushing und begrenzt seine Möglichkeit, sich auszudehnen. Bei dem Meisten Achsen sind zwei Cupwasher verbaut, manchmal auch nur eines RS. Wenn Du Probleme mit Wheelbites hast, kann der Wechsel auf Cupwasher helfen. Am besten funktionieren die mit 90º gewinkeltem Rand, da dieser das Bushing am effektivsten begrenzt.
Flatwasher: Plan in der Form einer Unterlegscheibe. Flatwasher sind weniger restriktiv als Cupwasher. Wenn man mehr Lean erzeugen möchte, kann der Wechsel vom Cup- zu Flatwashern helfen. Achtung: Nach dem Verändern des Achs-Setups immer vor dem Fahren auf Wheelbites checken!
Reverse Cupwasher: Der RS- Cupwasher kann auch umgekehrt montiert werden. Das ist die am wenigsten restriktive Art, einen Washer zu verwenden.
Washerbite: Stößt ein Washer beim Einlenken an die Achse, spricht man von Washerbite. Er tritt auf, wenn deutlich zu weiche Bushings verwendet werden und/oder der RS-Washer zu groß ist. Dann nimmt der Der Achs-Hanger Schaden und der Kingpin wird stark belastet und kann schnell brechen. Fiese Stürze sind dann oft die Folge.
Kingpin-Bite: Zu weiche Bushings stützen die Achse zu wenig und der Achshanger stößt beim Einlenken an den Kingpin. Das belastet die Schraube und führt ebenfalls zu stark verkürzter Lebensdauer des Kingpins.
Hilfe, meine Bushings quietschen. Meist ist es eher der Pivotcup, der Geräusche macht. Man kann ihn mit Silikonfett schnell ruhig stellen. Bushings bitte nie ölen oder fetten. Fehlt die Friktion zwischen Gummies und Achse bzw. Washer, flutscht es aus dem Bushingseat und oft sind Wheelbites die schmerzhafte Folge. Man kann Wachs- oder Seife benutzen, wenn die Lenkgummies quietschen.
Montage: Oft sieht man Achsen, deren Kingpinmutter zu stark angezogen wurde, damit sich die Lenkung härter anfühlt. Das schadet die Bushings und mindert das Lenkvermögen. Die Gummies sollten nach der Montage nicht bereits komprimiert sein, sondern erst beim einlenken. Faustregel: Sobald sich der Washer nicht mehr mit der Hand drehen lässt, ist die Einstellung korrekt. Ausnahme: KRANK Bushings dürfen etwas fester angezogen werden und erzeugen dann noch mehr Rebound bzw. fühlen sich etwas härter an. Grundsätzlich muss der Kingpin immer ein kleines Stück aus der Kingpinmutter herausschauen. In der Mutter befindet sich eine sog. “Nyloc” schraubensicherung, die verhindert, dass sie sich löst. Die Sicherung leiert aus, wenn man die Mutter häufiger entfernt. Daher die Mutter regelmäßig tauschen.
Hinweis: Diese Tipps geben unsere persönlichen Erfahrungen wieder und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Alle Veränderungen am Achs-Setup erfolgen auf deine eigenes Risiko. Bitte nach JEDER Änderung VOR dem Fahren testen, ob die Bushings nicht aus den Washern oder dem Bushingseat der Achse springen und ob es keine Wheel- oder Washerbites gibt.
Dieser Text ist das geistige Eigentum von Bolle&scheese. Kopieren und veröffentlichen, auch in Auszügen, bedarf unserer ausdrücklichen Zustimmung.
Eine Regel zum Schluss: Es gibt keine Regel, einfach testen.
Viele Grüße
Bolle&Scheese
Werksseitiges Bushing-Setup der Hersteller:
YOW Surfskate• BS Barrel 13,1mm, RS Cone 10mm
YOW Legasee (laut Surfskate Love): Vorderachse: Boardside Tall Barrel 90A, roadside Longboard Cone 90A, Hinterachse:
boardside Stree Barrel 95A, roadside: Short Street cone 90A
Bennett Vector• BS Barrel 19,6mm, Barrel RS 14,2mm
ACE Classic • BS: Barrel 12mm, 86A, RS 12mm, 91A
ACE AF1 • BS: Barrel 12mm, 86A, RS 12mm,
Independent • BS Barrel 13mm, RS Cone 10,5mm
Carver CX (vorne und hinten)• BS: Cone 16,5 mm, 89A, RS: Cone 14,7mm, 89A
Carver C5: C5 (Vorderachse): Top – 14,7 mm 92A Conical= Bottom – 16,5mm 92A Barrel, C4 (Hinterachse): Top – 14,7mm” 92A Conical – Bottom – 16,5″ 92A Barrel
Carver C7 (vorne)• RS: Barrel 14mm 95A, BS Cone 10mm, 95A, C2 (hinten) • BS Barrel 16,5mm, 89A, RS 15mm, 89A
Polar Bears • BS Barrel 15mm, 91A, RS Cone 10,5mm, 91A